Die Gleichstellung musste erkämpft werden

Prof. Dr. Andrea Strübind (Foto: privat)

Die Oldenburger Theologieprofessorin Anrdrea Strübind hat gemahnt, die zahlreichen Verletzungen, die Frauen im Zuge des Gleichstellungsprozesses in Kirchen erlitten, nicht zu vergessen. Strübind sprach am Montag, 24. Februar 2020, im Kloster Frenswegen anlässlich des Jubiläums „50 Jahre Frauen im Pfarramt der Evangelisch-reformierten Kirche“.

Strübind beschrieb den Weg von Frauen in evangelischen Kirchen bis zur vollständigen Gleichstellung im Pfarramt als „eine lange, konfliktreiche Phase“. Sie betonte: „Die Gleichstellung musste in langwierigen Etappen erkämpft werden.“ Andrea Strübind, unter anderem Expertin für die Kirchengeschichte des 20. Jahrhunderts, lehrt seit 2006 an der Universität in Oldenburg. Sie selber wurde 1996 in ihrer evangelischen Freikirche als eine der ersten Frauen Pfarrerin.

Obgleich zahlreiche Frauen schon in der Zeit der Reformation eine wichtige Rolle gespielt hätten, sei die Frage nach der Ordination von Frauen ins Pfarramt erst zum Ende des 19. Jahrhunderts aufgekommen. Eine wichtige Rolle habe die Zulassung von Frauen zum Universitätsstudium gespielt. In den evangelischen Landeskirchen sei das Thema der Ordination von Frauen ins Pfarramt erst nach dem Zweiten Weltkrieg in den 1950er Jahren aufgekommen. Laut Strübing lief es fast überall ähnlich ab. Eine von Frauen in Gang gebrachte Praxis, sei später durch die Kirchengesetzgebung legitimiert worden. So hätten Vikarinnen in vielen Gemeinden die gleiche Arbeit getan wie Pfarrer. Fast überall habe jedoch das Frauenzölibat gegolten, nach dem Frauen nach ihrer Heirat aus dem Dienst ausscheiden mussten.

In der Evangelisch-reformierten Kirche sei die Frage der Beschäftigung von Frauen als Pfarrerinnen im bundesdeutschen Vergleich relativ spät aufgekommen, so Strübind. Erst 1969 sei mit der Verabschiedung eines Pastorinnnengesetzes die Beschäftigung von Frauen in einem vollen Pfarramt möglich geworden. Ingrid Meyer-Runkel wurde danach im Januar 1970 in Grimersum (Ostfriesland) die erste von einer Gemeinde gewählte Pastorin.

Auffällig sei, so Strübind, dass in den Debatten über die Beschäftigung von Frauen im Pfarramt fast nirgendwo biblisch etwa mit den bekannten Paulus-Worten argumentiert worden sei. Die Gegner hätten sich zumeist auf eine Schöpfungsordnung berufen, die die Unterordnung der Frau unter den Mann regele. Eine vollständige rechtliche Gleichstellung von Frauen und Männern im Pfarramt sei erst 1986 durch das EKD-Pfarrdienstgesetz erreicht worden.

Die Pastorin für Frauenarbeit, Gretchen Ihmels-Albe, unterstrich die These von den zahlreichen Verletzungen. In den 1980er Jahren, habe so manche gute junge Theologin keine Pfarrerin werden können, weil bei den Pfarrwahlen in den Gemeinden die Männer bevorzugt worden seien. In der Folgezeit sei es aber gelungen, dass Frauen als Pfarrerinnen den Gemeinden ein anderes Gesicht geben konnten. Auch, „weil sie anders von Gott reden“.

26. Februar 2020
Ulf Preuß, Pressesprecher

Das Thema "50 Jahre Frauen im Pfarramt" bildet den Schwerpunkt der letzhten Ausgabe der Zeitschrift "reformiert". Sie können Sie hier nachlesen.

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