Keine Waffenlieferungen an die Ukraine

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Der Reformierte Bund hat sich gegen Waffenlieferungen an die Ukraine ausgesprochen. „Europa droht in eine Situation zu geraten, in der ein Krieg in den Bereich des Möglichen rückt“, heißt es in einer am Sonntag, 6. Februar 2022, verbreiteten Erklärung. Das Moderamen des Bundes, zu dem auch Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden gehört, ruft darin zu Friedfertigkeit auf. „Angesagt ist keine eskalierende Konfrontation, sondern eine politische und militärische Deeskalation, die zum Ausgleich der Interessen und zu einer neuen Entspannungspolitik beiträgt.“

Auch die Entsendung von NATO-Kampftruppen an die europäischen Ostgrenzen, verschärfe den Konflikt, heißt es. Die Erklärung verurteilt ebenso die Aufrüstung an der russisch-ukrainischen Grenze und die russische Aggression gegen den souveränen Staat Ukraine. Der Reformierte Bund kritisiert die öffentlichen Berichterstattung. Hier  wachse eine Radikalisierung der Terminologie, die das „Freund-Feind-Denken“ fördere und den bewaffneten Konflikt als Handlungsoption zulasse.

Mit der Erklärung „Die Welt, unsere Angst und der Gott des Friedens“ bittet der Reformierte Bund, um den Frieden zu beten und in den Kirchengemeinden „Wege des gerechten Friedens zu beschreiten“.

7. Februar 2022
Ulf Preuß, Pressesprecher


Gebetsvorschlag

Gott,
mit Sorge schauen wir in die Ukraine und nach Russland.

Wir bitten dich für alle, die in die politischen und diplomatischen Verhandlungen involviert sind.
Wir bitten dich um Weisheit und Geduld und den unbeirrbaren Willen zum Frieden.
Wir bitten dich für die Menschen in der Ukraine, in Russland und in ganz Osteuropa:

Wo Härte und militärische Stärke vorherrschen, schaffe du, Gott, dir Raum mit deiner
Sanftheit und Güte und der Liebe zum Kleinen und Schwachen.
Wo Angst und Misstrauen sind, schaffe dir Raum mit deiner Großzügigkeit, mit der Hoffnung
und dem Vertrauen.
Wo vergangene Ereignisse und Entfremdung Wunden geschlagen haben, da schaffe dir Raum
mit deinem heilsamen Geist der Versöhnung.

Schaffe dir Raum, Gott, und deinem Shalom, deinem Frieden, der alle Menschen sieht und
allen gilt.
Amen


Erklärung im Wortlaut

„Die Welt, unsere Angst und der Gott des Friedens“
Stellungnahme des Moderamens des Reformierten Bundes zum Ukraine-Konflikt

Das Moderamen des Reformierten Bundes ist bestürzt angesichts der eskalierenden Lage in der Ukraine. Europa droht in eine Situation zu geraten, in der ein Krieg in den Bereich des Möglichen rückt. Mit Schrecken beobachten wir die massive Aufrüstung an der russischen Westgrenze und die russische Aggression gegen einen souveränen Staat. Tief besorgt nehmen wir auch die Situation der Partnerkirchen und aller Menschen in der Ukraine und Russland wahr, die nun zum Spielball mächtiger Staaten und geopolitischer Interessen werden.

Wir vernehmen mit wachsendem Entsetzen in der öffentlichen Berichterstattung eine Radikalisierung der Terminologie, die der Komplexität der Weltlage nicht angemessen Rechnung trägt. Vielmehr fördert sie das Freund-Feind-Denken, propagiert den bewaffneten Konflikt als Handlungsoption und lässt so eine weitere Eskalation der im Osten der Ukraine längst zum Alltag gehörenden Kampfhandlungen unausweichlich erscheinen.

Wir befürchten, dass die Situation auch durch aktuelles politisches Handeln, insbesondere durch Waffenlieferungen an die Ukraine und die Entsendung von NATO-Kampftruppen an die europäischen Ostgrenzen, verschärft wird.

Im Zwischenruf des Moderamens „Die Welt, unsere Angst und der Gott des Friedens (2018)“ haben wir betont: „In Christus sind wir alle mit Gott und darum auch miteinander versöhnte Menschen, die sich nicht wie Unversöhnte meiden, bedrohen, abschrecken oder gar vernichten dürfen.“

Im Lichte unseres Zwischenrufs stellen wir erneut fest:
Der Friede Gottes ist die zentrale Verheißung und Berufung der Kirche. (Leitsatz I)
Das Bekenntnis des Glaubens fordert stets neu dazu heraus, für den gerechten Frieden zu beten und zu arbeiten. (Leitsatz II)
Die sich aktuell verschärfenden internationalen Konflikte stehen in scharfem Kontrast zu der in Jesus Christus Wirklichkeit gewordenen Versöhnung. (Leitsatz III)

Angesagt ist keine eskalierende Konfrontation, sondern eine politische und militärische Deeskalation, die zum Ausgleich der Interessen und zu einer neuen Entspannungspolitik beiträgt.

Das Moderamen bittet die Menschen in den Gemeinden, ihrerseits Wege des gerechten Friedens zu beschreiten, Freund-Feind-Denken entgegenzuwirken und wachsam zu sein gegen alte Denkmuster und Stereotype.

Wir beten für den Erhalt des Friedens und die Einsicht bei allen Beteiligten, Wege zur Deeskalation zu suchen. Dabei denken wir an die Menschen in den betroffenen Regionen und in unseren Partnergemeinden in Osteuropa. Wir bitten die Gemeinden, sich unseren Gebeten anzuschließen – auch in allen Gottesdiensten.

6. Februar 2022

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