Kirchengemeinde Wolthusen gewährte Kirchenasyl

Die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Emden-Wolthusen hat bis Anfang Juni über viereinhalb Monate einem afghanischen Christen Kirchenasyl gewährt. Der 30-Jährige sei vor rund sieben Jahren zunächst aus Afghanistan in den Iran und von dort aus nach Schweden geflüchtet, sagte Pastorin Frauke Focke am Freitag dem epd. Weil sein Asylantrag dort abgelehnt wurde, sei er zuletzt nach Ostfriesland geflohen, wo ihn die Kirche Asyl gewährte. Am 1. Juni sei er trotzdem nach Schweden abgeschoben worden, weil er dort in die EU eingereist war. Nun droht ihm die Rückreise nach Afghanistan.

Der Afghane habe sich 2006 nach intensiven Glaubenskursen in Schweden taufen lassen, sagte Focke. Ihm sei klar gewesen, dass er als Konvertierter bei einer Rückkehr in sein Heimatland mit schlimmsten Repressalien bis hin zum Tod rechen müsse. Seit 2010 habe er in engem Kontakt mit der reformierten Gemeinde gestanden, berichtete die Pastorin. "Er besuchte regelmäßig die Gottesdienste und Bibelkreise." Stets hatte er als Flüchtling von den Ausländerbehörden Duldungen für jeweils vier Wochen erhalten. Als er im Frühjahr einen Anwalt bat, sich für einen längeren gesicherten Aufenthalt einzusetzen, habe der Jurist erfahren, dass für denselben Tag eine Zwangsabschiebung angeordnet war. Binnen Stunden habe sich die Gemeinde für ein Kirchenasyl entschieden.

Die Gemeinde stehe weiter in Kontakt zu dem Afghanen, Amnesty International und Flüchtlingsverbänden, sagte Focke. Doch seien seine Aussichten düster: In Schweden hätten die Behörden die Akten geschlossen, und die deutschen Behörden verwiesen auf das EU-Abkommen Dublin II. Dieses besagt, dass ein Flüchtling nur in dem Land einen Asylantrag stellen darf, in das er als erstes in die EU eingereist ist. "Wir haben als Gemeinde eine sehr intensive Zeit mit ihm erlebt", sagte die Pastorin. Der Afghane habe in der Zeit des Kirchenasyls intensiv Tagebuch geführt. "Wir haben durch ihn viel gelernt: Über unseren Glauben und über die Härte unserer Gesetze."

14. Juni 2011
Quelle: Evangelischer Pressedienst

 

Foto: Kirche in Wolthusen (Firisia Orientalis/Wikipedia)

 

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