Schreiben der Solidarität an Christen im Nahen Osten

Die Evangelisch-reformierte Kirche hat sich in einem Schreiben der Solidarität an die Christen im Nahen Osten gewandt. In dem Brief an den Höchsten Rat der Evangelischen Kirchen in Syrien und dem Libanon heißt es: „Wir wollen Sie nicht vergessen!“ Der Brief ist eine Antwort auf einen Appell, den die evangelischen Kirchen in Syrien und im Libanon im Herbst des vergangenen Jahres an alle evangelischen Kirchen weltweit gerichtet hatten. In diesem „Urgent Appeal“ riefen die evangelischen Christen im Nahen Osten den Notstand aus und baten dringend um humanitäre Hilfe und politische Unterstützung. Ein völliges Verschwinden der Christen und ihrer Gemeinden aus dem Nahen und Mittleren Osten sei zu befürchten, hieß es.

 „Wir hören in diesem Appell an uns: ‚Geschwister im Glauben, unser Leben und unser Überleben ist bedroht!‘“ betonen Kirchenpräsident Martin Heimbucher und Präses Norbert Nordholt, die den Brief am 30. April 2015 unterzeichneten. Vor zwei Wochen hatte bereits die Gesamtsynode auf ihrer Tagung in Emden den Antwortbrief mit großer Mehrheit verabschiedet. Neben der Zusage der Solidarität fordert der Brief politische Initiativen zur Verbesserung der Situation der Christen in der Region. „Wir wollen es nicht zulassen, dass unsere Politiker angesichts anderer Brandherde in der Welt Ihr Schicksal aus den Augen verlieren.“  

Konkret heißt es, dass den IS-Terroristen Nachschub und Finanzquellen entzogen werden müssten. Dazu gehörten der Handel mit Erdöl und Antiquitäten sowie das Geschäft mit Geiselnahmen. Gewaltbereiten islamistischen Fanatikern aus Europa solle die Einreise in den Nahen Osten verweigert werden können. Langfristig müssten Bildungseinrichtungen in der Region gefördert werden, die Kindern und Jugendlichen jeder sozialen und religiösen Herkunft offen stehen.

In dem Brief unterstützt die Evangelisch-reformierte Kirche ausdrücklich die Bemühungen der Christen im Nahen Osten um ein friedliches Zusammenleben. „Mit großem Respekt nehmen wir wahr, dass es Ihnen in Ihrem Appell nicht allein um das Überleben der Christen und ihrer Gemeinden in der Region geht. Die Liebe Gottes treibt Sie (…) zu Ihrem gesellschaftlichen Engagement für ein verbindliches Zusammenleben mit Menschen anderen Glaubens.“

Als Zeichen der praktischen Solidarität beschloss die Evangelisch-reformierte Kirche bei ihrer Gesamtsynode, eine evangelische Schule in Aleppo, im Norden Syriens, mit 10.000 Euro zu unterstützen. Für die weitere Förderung der Schule wurde eine verbindliche Kollekte für alle Kirchengemeinden eingerichtet. Ebenso wolle die Kirche christliche Flüchtlinge aus der Region willkommen heißen und unterstützen. Im vergangenen Jahr hatte die Synode bereits einen Sonderfonds mit 50.000 Euro für die Flüchtlingsarbeit ausgestattet.

Kirchenpräsident Martin Heimbucher kündigte an, dass der Brief an die evangelischen Kirchen im Nahen Osten auch an Politiker auf Landes, Bundes- und Europaebene weitergeleitet werde.

1. Mai 2015
Ulf Preuß, Pressesprecher


Antwortbrief im Wortlaut (in deutsch)

Antwortbrief im Wortlaut (in englisch)

 

Bild: Zerstörungen in Aleppo nach dem Beginn des Bürgerkriegs (Foto: Wikipedia)

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