Sinnloses Sterben

Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg - vor 75 Jahren. Kirchenpräsident Martin Heimbucher erinnert an diesen Tag:


"Mit dem 8. Mai 1945 wurde dem schlimmsten Krieg in der Geschichte der Menschheit ein Ende bereitet. Endlich. Es war höchste Zeit.

Hitler hatte diesen Krieg von Anfang an gewollt. Er hatte Deutschland uniformiert und den Krieg mutwillig vom Zaun gebrochen. Insbesondere in Osteuropa führte Deutschland einen beispiellosen Vernichtungskrieg gegen Russland. Und in seinem Schatten organisierten die Nationalsozialisten den Völkermord an den europäischen Juden. 1944 und 1945 schlug die Welle der Gewalt, die von Deutschland ausgegangen war, auf das eigene Land zurück.

Die letzten Wochen vor Kriegsende offenbarten noch einmal die ganze Sinnlosigkeit dieses Mordens. Hitler ließ noch Anfang April, als für ihn und das Land alles verloren war, die Gefangenen des Widerstands umbringen, unter ihnen Dietrich Bonhoeffer und Hans von Dohnanyi. Im sogenannten „Volkssturm“ wurden Jugendliche und ältere Männer verheizt, in der sinnlosen Verteidigung längst verlorener Bastionen. Bernhard Wicki hat uns diese Sinnlosigkeit in dem legendären Film „Die Brücke“ erschütternd vor Augen geführt. Hunderttausende Frauen wurden von Soldaten der siegreichen Armeen vergewaltigt, im Osten wie im Westen. Eine schreckliche Facette des Kriegs, die lange tabuisiert worden ist.

„Du sollst nicht töten!“ So lautet das Gebot. Noch bevor es so unaufhaltsam millionenfach missachtet wird, ebnen viele verhängnisvolle Schritte den Weg zur Gewalt. Der reformierte Heidelberger Katechismus legt dieses Gebot deshalb im präventiven Sinn aus: „Gott will uns durch das Verbot des Tötens lehren, dass er schon die Wurzel des Tötens, nämlich Neid, Hass, Zorn und Rachgier hasst. Gott will aber, dass wir unseren Nächsten lieben wie uns selbst, ihm Geduld, Frieden, Sanftmut, Barmherzigkeit und Freundlichkeit erweisen, Schaden von ihm abwenden und auch unseren Feinden Gutes tun.“


7. Mai 2020

 

Bild oben: Aus der Titelseite der Broschüre "Um Gottes Willen. Frieden fördern - Gewalt unterbinden". Ein Diskussionapapier des Ausschusses für Friedensarbeit der Evangelisch-reformierten Kirche

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