Herbstsynode
Herbsttagung der Gesamtsynode - 18. bis 19. November 2010
19. November 2010
34,5 Millionen-Haushalt beschlossen
Die Gesamtsynode hat einen Haushalt in Höhe von 34,5 Millionen Euro beschlossen. Die Synodalen stimmten dem Entwurf für das Jahr 2011 am Freitag einstimmig zu. Der Haushalt liegt knapp eine Million unter dem Ansatz des laufenden Jahres. Vizepräsident Johann Weusmann nannte vor der Synode Nachhaltigkeit als Leitmotiv für die Finanzplanung. Im Gegensatz zu staatlichen Haushalten seinen kirchliche stets ausgegelichen. Eingeplant sei ein Rückgang der Kirchensteuereinnahmen von 2 % aufgrund der sinkenden Mitgliederzahlen, so Weusmann.
Der Haushalt sieht eine Erhöhung der Zahlungen an die 142 Kirchengemeinden von 600.000 Euro vor. Damit wird die Kürzung der Gemeindefinanzierung um rund 40% vor fünf Jahren zum Teil rückgängig gemacht. Gleichzeitig wird die Zuweisung an die Gemeinden auf eine neue Basis gestellt. Sie ist zukünftig nur noch von der Gemeindegliederzahl und dem Gebäudebestand abhängig. Ebenfalls rückgängig gemacht wird die Kürzung der Gehälter der Pfarrerinnen und Pfarrer.
Um die ehrenamtliche Arbeit in der Kirche zu stärken, will die Kirche im kommenden Jahr einen Tag der Ehrenamtlichen durchführen, dazu sieht der Haushalt 10.000 Euro vor. Mit der gleichen Summe wird das 125-jährige Bestehen der Bläserarbeit der Evangelisch-reformierten Kirche gefördert. Das Jubiläum soll im Juli 2012 in Gildehaus in der Grafschaft Bentheim mit einem Landesposaunentag und 500 Bläsern gefeiert werden
Mit Blick auf die kommenden Jahre nannte Weusmann zwei Haushaltsrisiken. Die hohen Personalkosten ließen bei einer Reduzierung der Einnahmen wenig Spielraum. Die Kirche habe zwar schon umgesteuert und im Landeskirchenamt das Personal radikal zurück gefahren und die Stellen der Jugendreferenten und Kirchenmusiker um ein Drittel gekürzt. Die geplante Reduzierung bei den Pfarrstellen lasse sich jedoch nur langsam umsetzen. Weusmann warnte vor einer finanziellen Handlungsunfähigkeit. Zudem komme in wenigen Jahren möglicherweise eine Reduzierung der Kirchensteuereinnahmen auf die Kirche zu. Ab 2012 erhalte jede Landeskirche präzise die Kirchensteuer ihrer Mitglieder. Bislang habe die Evangelisch-reformierte Kirche möglicherweise davon profitiert, dass in Niedersachsen die Gesamtkirchensteuereinnahmen unter den evangelischen Kirchen nach ihrer Größe aufgeteilt wurden.
Haushaltsrede des Vizepräsidenten als Download
18. November 2010
Finanzierung der Gemeinden neu geregelt
Die Evangelisch-reformierte Kirche hat die Finanzierung ihrer Gemeinden neu geregelt. Die Gesamtsynode hat in Emden entschieden, den Gemeinden ihre Zuschüsse nur noch aufgrund ihrer Mitgliederzahl und ihres Gebäudebestands zu zahlen. Vizepräsident Johann Weusmann nannte die Koppelung der Zuweisung an die Gemeindegliederzahlen gerecht. „Würden die Gemeinden ihre Steuern selbst vereinnahmen, so wäre die Gemeindegliederzahl auch der entscheidende Faktor“, so Weusmann. Der Vorsitzende des Finanzausschusses, Dieter Mansholt aus Emden, bezeichnet das neue System als transparent und nachvollziehbar
In der Vergangenheit gab es eine Vielzahl von Kriterien, die Einfluss auf die Gemeindefinanzierung hatten. Lediglich beim Baubestand gelte das Prinzip der Solidarität. Der Erhalt einer mittelalterlichen Kirche bleibe damit eine Gesamtaufgabe der Kirche. Durch die Neuordnung werde keine Gemeinde schlechter gestellt, so Weusmann. Insgesamt sieht die Reform der Zuweisungsordnung eine Erhöhung der Zahlungen an die Gemeinden um 600.000 Euro und damit um etwa 17,5% vor.
Einbringungsrede von Vizepräsident Weusmann
Stellenstopp aufgehoben
Die Evangelisch-reformierte Kirche hat die Aufhebung des Stellenstopps für Pastorenstellen beschlossen. Die Gesamtsynode entschied auf ihrer Tagung in Emden, dass sich zukünftig auch Nachwuchstheologen auf freie Gemeindestellen bewerben können. „Wir geben damit dem theologischen Nachwuchs eine Chance“, sagte Kirchenpräsident Schmidt.
Gleichzeitig bestehe weiterhin die Notwendigkeit, langfristig die Anzahl der Pfarrstellen zu reduzieren. Der demografische Wandel und der prognostizierte Rückgang der Einnahmen mache dies erforderlich, sagte Schmidt. Es gebe dazu keine Alternative. Zukünftig können nur noch Gemeinden eine volle Pastorenstelle erhalten, die etwa 1800 Gemeindeglieder haben. Gemeinden, die diese Größe nicht erreichen, müssen zukünftig mit Nachbargemeinden zusammenarbeiten. Die Synodalen bekräftigen daher ihren bereits in der Vergangenheit gefassten Beschluss, die Anzahl der Pfarrstellen von etwa 160 und ein Drittel abzubauen.
Schmidt warb bei der Wiederbesetzung von Pastorenstellen um Solidarität unter den Gemeinden und Synodalverbänden. Die Regel der 1800 Gemeindeglieder für eine Pastorenstelle werde sich nicht überall umsetzen lassen. Manche Gemeinden lägen so weit voneinander entfernt, dass hier andere Zahlen gelten müssten.
Diskussion über Pfarrerleitbild gefordert
Kirchenpräsident Jann Schmidt hat eine Diskussion über das Profil des Pfarrberufs eingefordert. In seinem Bericht vor der Gesamtsynode sagte er, dass der Aufgabenbereich eines Pastors oder einer Pastorin in den vergangenen Jahren immer umfangreicher geworden sei. Zu den zentralen Aufgaben des theologischen Berufs wie Gottesdienst, Kasualien, Seelsorge und Unterricht seien kommunikative und soziale Arbeitsbereiche und vor allem organisatorische Aufgaben hinzugekommen. Es gehe aber nicht an, dass auf der einen Seite immer mehr Pfarrstellen abgebaut würden und gleichzeitig jede neue kirchliche Herausforderung der Pastorin oder dem Pastor zugeschoben werde.
Schmidt sagte: „Wir müssen heute genauer nach dem spezifischen Profil des Pfarrberufs in der Pluralität der Angebote fragen und können nicht mehr das volle Haus als Kriterium guter pastoraler Arbeit annehmen.“ Diese Profilschärfung müsse unter Berücksichtigung anderer theologisch-pädagogischen Berufe wie Jugendreferenten, Diakone und Kirchenmusiker und auch der Ehrenamtlichen geschehen.
Schon in seiner Predigt im Gottesdienst zum Beginn der Synode hatte Pastor Friedhelm Stemberg aus Neuenkirchen die Herausforderungen einer globalisierten und durch Medien geprägten Gesellschaft für die Kirche herausgestellt. Stemberg hatte weitreichende Änderungen im Leben und Handeln der Kirche gefordert, um „unsere Botschaft auf dem Markt der Religionen und Weltanschauungen erfolgreich zu verkünden“.
Kompletter Bericht des Moderamens der Gesamtsynode
Bischof Zephania Kemeeta von der Evangelisch-lutherischen Kirche in Namibia sprach vor der Synode ein Grußwort. Am Abend wird der in der Schweizer Kirche einen Vortrag unter dem Titel "Mission und die Fülle des Lebns" haten. Kameeta ist zur Zeit im Rahmen einer öffnetlichen Vorlesungssreihe der Vereinten Evangelischen Mission in Deutschland unterwegs.
Synodeneröffnung
Die Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche ist am Vormittag in Emden in der Johannes a Lasco Bibliothek zusammengekommen. Schwerpunkt der Beratungen der 62 Synodenmitglieder wird der Haushalt des Jahres 2011 sein.
Die Synode begann mit einem Abendmahlsgottesdienst in der Schweizer Kirche. Die Predigt hielt Pastor Friedhelm Stemberg aus Neuenkirchen. Stemberg rückte den Blick der Gemeinde auf die Herausforderungen der Kirche angesichts einer globalisierten und medial geprägten Welt.